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Wenn in der Katholischen Akademie in Berlin-Mitte eine Podiumsdiskussion mit dem Titel “Brücken, Gräben und Visionen – Religionen im säkularen Staat” angesetzt wird, dann weiß man schon vorher: Es geht natürlich wieder nur um den Islam und aufs Podium schaffen es ausschließlich Islamversteher und -beschöniger.

Warum das so sein muss (selbst die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung handhabt das völlig anders, dort werden auch profilierte Islamkritiker eingeladen, so dass zumindest eine echte Diskussion entsteht), kann man nur mutmaßen: wahrscheinlich hat es mit den Vorstellungen der verantwortlichen Gutmenschen von “Dialog” und “Verständigung” zu tun, die immer nur im Vertuschen existierender Unterschiede und Konflikte münden. So war es am 1. Februar 2010 (PI berichtete), so war es auch diesmal am 22. März 2010 im mit 130 Personen voll besetzten Konferenzsaal der Katholischen Akademie.

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Der Moderator Jörg Lau
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Markus Dröge und Meuerer
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Erpenbeck

 Der Verlauf der Diskussion ist schnell erzählt und lässt sich am treffendsten durch die Namen zweier Teilnehmer charakterisieren: Jörg Lau (Moderator und “Zeit”-Journalist, Foto l.) und Markus Dröge (evangelischer Landesbischof von Berlin-Brandenburg). Lau mied konsequent heiße Eisen, Dröge fand es zu hart, von “Religionsgemeinschaften” (lies: Islamverbänden) Stellungnahmen zum demokratischen Staat oder zu den Menschenrechten abzuverlangen.

Auch die (anderen) muslimischen Vertreter auf dem Podium, Frau Yardim, Herr Öztürk und Herr Soyhun, glänzten eher durch Farblosigkeit (Yardim: “Die Politik hat zu lange gewartet, den Dialog mit den Muslimen zu suchen.”). Der einzige Satz, der hängen blieb, stammte von Franz Meurer, Pfarrer in Köln-Höhenberg, der bekanntlich in seiner Gemeinde 5000 Euro für den Bau der Kölner Großmoschee gesammelt hat: “Wenn wir vor Gott stehen, wird er uns überraschen.”

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Yardim
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Soyhun
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Öztürk

Das Publikum – und mit ihm vier Vertreter der PI-Gruppe Berlin – wachte kurzzeitig auf, als man ihm das Wort erteilte. Die Frage nach einem Zusammenhang zwischen Ehrenmorden, der islamischen Geschlechterordnung und der archaischen Scharia wurde von den Diskutanten auf dem Podium mit genervtem Augenrollen abgetan und blieb unbeantwortet. Der nächste Fragesteller war ein Muslim, der nicht verstehen konnte, warum er in Deutschland nicht muslimisch leben kann. Die Frage eines Berliner Juden, wieso er mit seiner „Kippa“ im Wedding von jungen Muslimen gejagt werde, wurde verschoben, um sie letztendlich zu „vergessen“. Eine weitere Frage zum Spannungsverhältnis von Mann und Frau bzw. Grundgesetz und Koran wurde eindrucksvoll von einem Muslim beantwortet, der am liebsten das Christentum abschaffen wollte, weil es ja nur eine Religion sei und nicht ein Gesellschaftsmodell wie der Islam.

Ein einziger Satz von Bischof Dröge ist es wert, festgehalten zu werden: „Wenn der Islam unveränderlich ist, kann ich eigentlich nach Hause gehen.“ Darauf, steht zu befürchten, können wir jedoch lange warten, denn der Dialog DiaLüg – und sei er noch so einseitig – ist einfach zu “kostbar”, um abgebrochen zu werden, nicht wahr, Herr Dröge?

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Spannender als die ganze Veranstaltung war ein Zitat von Moderator Jörg Lau aus seinem “Zeit”-Blog, das ich erst hinterher fand:

Die Ängste einer Mehrheit (na ja, Teile einer Gesellschaft, die sich als Mehrheit wähnen, die ihren Status zu verlieren droht) zur Kenntnis zu nehmen und auf sie einzugehen, heißt aber nicht, ihnen einfach nachzugeben. Politik muss führen. Und das ist Schäubles Stärke gewesen, dies erkennt zu haben. Führen auch gegen Meinungsumfragen, in denen sich artikuliert, was man zwar versteht, aber nicht für richtig oder produktiv oder legitim hält. Nehmen Sie mal den Verzicht auf die deutschen Ostgebiete! Was für eine großartige Führungsleistung! Oder die deutsche Westbindung! Beides gegen das Volk (aber in seinem Interesse) durchgesetzt und schließlich akzeptiert. Genauso jetzt: Einwanderung steuern und Integration managen, zugleich den Leuten klar machen: Das geht nicht mehr weg, Leute, wir müssen damit leben. Das ist der Weg.

Wie entlarvend! Da spricht die ganze Demokratiefeindlichkeit und Überheblichkeit unserer Dressureliten, die viel besser als das blöde und unreife Volk (aber “in seinem Interesse”!) wissen, was gut für es ist. Das ist DDR 2.0, mit dieser Haltung wird unser Land gegen die Wand gefahren. Herr Lau, Sie sind ein Geisterfahrer. Oder um das Motto der Veranstaltung abzuwandeln: Mit solchen Visionen offenbaren Sie Abgründe, die keinesfalls mehr zu überbrücken sind.

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Dieser Beitrag ist am 25. März 2010 bei PI-News erschienen