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„Hurra, wir zahlen“ heißt das Buch der taz-Journalistin Ulrike Herrmann, dessen Verkauf am 8.4.2010 mit einem „Streitgespräch“ zwischen der Autorin und dem Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin angekurbelt werden sollte. „Provokant“ sollte es sein, dieses Buch, und „aufrüttelnde Thesen“ enthalten, warb Herrmanns Hausblatt, die taz, und so reihten wir uns ein unter die 500 Zuhörer im völlig überfüllten Berliner KulturKaufhaus Dussmann, von denen die meisten wohl eher von Sarrazin angezogen worden waren.

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Doch erst einmal gab es eine lange Einführung von Herrmann (Foto l.), deren Kernthese lautet, die Mittelschicht sei selbst schuld daran, dass sie immer mehr an politischem Einfluss verliere. Denn sie lasse sich willig von der Oberschicht ausbeuten und kompensiere ihren Frust durch die Verachtung der Unterschicht. Was soll an dieser These „provokant“ oder „aufrüttelnd“ sein? Was ist sie anderes als weichgespültes Klassenkampfgewäsch und die übliche linke Vulgärpsychologie?

Sonst wird die „Mehrheitsgesellschaft“ wegen ihrer „Vorurteile“ oder ihres „Rassismus“ angegriffen, bei Herrmann ist es eben „die Mittelschicht“, die „die Armen“ verachtet. Ihr anschließendes Sozial-Blabla, das um Hohlwörter wie „Verteilungsgerechtigkeit“ und allerlei „alarmierende Statistiken“ über Verarmung und Hartz-4-Risikogruppen kreiste, war vor allem eines: gähnend langweilig.

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Dass demgegenüber die „Krawallschachtel“ (taz) Thilo Sarrazin mit seinem losen Mundwerk und seinen in jedem Fall originellen Gedanken für Freund und Feind mehr Unterhaltungswert besaß als Herrmanns abgedroschene Phrasen, lag auf der Hand. Ein „Streitgespräch“ kann man diese Begegnung trotzdem nicht nennen, da beide völlig aneinander vorbeiredeten. Und das liegt wohl an ihrem unterschiedlichen Welt- und Menschenbild.

Während Herrmann „Ungleichheit“ mit „Ungerechtigkeit“ gleichsetzt, die durch staatliche Umverteilung ausgeglichen werden muss, geht Sarrazin von natürlich gegebener Ungleichheit aus, was er mit der ungleich verteilten Schönheit der Frauen zu belegen suchte. Während Herrmann Ober-, Mittel- und Unterschicht ausschließlich als unterschiedliche Einkommensklassen definiert, beharrt Sarrazin darauf, die Zugehörigkeit zur Mittelschicht werde weniger von Geld als von Bildungsstreben und der Vermittlung bestimmter Werte geprägt und verweist etwa auf den Anteil von Fernsehgeräten in Kinderzimmern als sicherem Indikator für Bildungsferne und Fettleibigkeit.

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Nichts charakterisiert dieses Aneinandervorbei aufgrund unterschiedlicher Lebensauffassungen besser als Herrmanns empörte Frage, ob 140 Euro im Monat genug seien, um sich davon ernähren zu können, und Sarrazins ironische Replik darauf, Unterernährung sei wohl das geringste Problem der Unterschicht.

Aus Herrmann spricht der alte marxistische Irrglaube, der Staat als anonyme, bürokratische Maschinerie habe für die lückenlose und lebenslange Alimentierung seiner Bürger zu sorgen. Woher dieses Geld kommen und wer es verdienen soll, ist völlig egal. Den Banken werden ja schließlich auch die „Milliarden in den Rachen gestopft“, so das beliebte Argument aller Linkspopulisten.

Die Eigenverantwortung jedes einzelnen Menschen für sein Leben kennen die Linkspopulisten nicht. Dass gerade sie es sind, die durch die forcierte Zuwanderung bildungsferner muslimischer Unterschichten den Sozialstaat bis an die Grenzen seiner Belastbarkeit treiben, wollen sie nicht sehen. Stattdessen versuchen sie, versucht Herrmann, den Bürgern der Mittelschicht, die angesichts der ausufernden Staatsverschuldung und Abgabenlast wachsende Ängste und Zorn verspüren, ein schlechtes Gewissen einzureden, weil diese sich angeblich mit „den Reichen“ gegen die Unterschicht verschworen haben.

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Merken denn die linkspopulistischen Welt-durch-Geld-Verbesserer gar nicht, wie widersprüchlich sie argumentieren? Indem sie einerseits „dem Kapitalismus“ vorwerfen, das menschliche Dasein auf Geld und materialistisches Besitzstreben zu reduzieren, andererseits als Abhilfe für alle nur denkbaren Probleme immer nur „mehr Geld“ fordern: für die Hartz-4-Bezieher, für die armen „Menschen mit Migrationshintergrund“ oder „schwierige Jugendliche“.

Wenn man denn überhaupt einen gemeinsamen Nenner für die Probleme von ganz oben (Misswirtschaft der Banken) und die von ganz unten (explodierende Sozialausgaben) finden will, die die Mittelschicht von zwei Seiten in die Zange nehmen, so ist es wohl die mangelnde Verantwortung. Weder haften die Bankenmanager für ihre Risikogeschäfte, mit der sie ganze Volkswirtschaften gefährden, noch tun dies viele Unterschichtsfamilien, die es verlernt haben, sich um ihren eigenen Lebensunterhalt oder um die Erziehung ihrer Kinder zu kümmern.

Sehr wohl Verantwortung übernimmt hingegen „die Mittelschicht“, die in Wirklichkeit – anders als von Herrmann behauptet – nicht aus einer geschlossenen Kaste besteht, der man persönliche Eigenschaften andichten kann („die Mittelschicht verachtet“ etc.), sondern aus Hunderttausenden von Familien und Einzelnen. Diese Hunderttausende sorgen sich um Arbeitsplätze, Kindergärten, Schulen, die innere Sicherheit und das gesellschaftliche Klima und haben allmählich die Nase gestrichen voll von den Zuständen in diesem Land: von der erdrückenden Steuerlast, dem Totschweigen oder Schönfärben der für jedermann sichtbaren Probleme durch Politiker, die nur bis zur nächsten Wahl denken, von den Linkspopulisten, die ihren Wählern das Blaue vom Himmel versprechen, von ideologischen Experimenten zu ihren Lasten, etwa in der Bildungs- und Integrationspolitik.

Thilo Sarrazin ist ein uriger, kantiger Typ, der offen und freimütig seine Meinung sagt und diese auch immer fundiert begründen kann. Dass er allein deswegen für viele zum „Hoffnungsträger“, etwa für die Gründung einer neuen Partei, avanciert ist, zeigt, wie niedrig momentan die Latte für Politiker hängt und wie erdrückend das Kartell der politischen Korrektheit ist, deren Vertreter bei jedem vom Mainstream abweichenden Gedanken sofort „Rassismus“ oder gar „Rechtsradikalismus“ schreien. Wie laut wird wohl erst das Geschrei der Linkspopulisten und ihrer Klientel werden, wenn es irgendwann einmal ein Politiker wagen sollte, die Probleme nicht nur anzusprechen, sondern auch anzupacken…

Übrigens – die taz habe ich einst geliebt. Als junger Student hatte ich sie sogar abonniert. Man las dort Dinge, die man anderswo nicht las. Frech war sie, erfrischend und respektlos, man spürte das Herzblut und den Idealismus der dort Schreibenden. Das ist lange her. Längst füllen die Herrmanns dieses Landes auch die taz mit ihrem verantwortungsfreien Gutmenschengerede.

Heute erfüllt PI die Rolle, die die taz damals innehatte, nämlich die eines Mediums, das wachrüttelt aus Wunschdenken und Realitätsverdrängung. Die Linkspopulisten und ihre Medien sind faul und bequem geworden. LINKS ist langweilig! Wer Dinge erfahren will, die die anderen verschweigen, dem kann man nur empfehlen: Lest PI! Engagiert Euch in den PI-Gruppen! Wir sind keine „Rechten“, sondern aufrichtig! Und wir wollen der Mittelschicht, die in diesem Land keinerlei Lobby mehr hat, endlich eine Stimme geben.


Dieser Beitrag ist am 14. April 2010 bei PI-News erschienen