„(K)eine Angst vor dem Islam?“ lautete das Motto einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion am 24.2.2010 in den Räumen der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin.

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 Auf dem Podium saßen:

  • der Berliner Innensenator Erhard Körting,
  • die Islamfunktionärin Ayten Kilicarslan vom Kölner Aktionsbündnis muslimischer Frauen,
  • Herbert Landolin Müller vom baden-württembergischen Landesamt für Verfassungsschutz,
  • Die Islamwissenschaftlerin Claudia Dantschke,
  • Ali Ertan Toprak von der Alevitischen Gemeinde Deutschland,
  • der Psychologe Haci-Halil Uslucan von der Uni Magdeburg.

Die PI-Gruppe Berlin war mit 11 Mitgliedern vertreten, voller Zweifel an Herrn Körting, der wenige Tage zuvor in einem langen Tagesspiegel-Interview haarsträubend naive Äußerungen über muslimische Intensivtäter („Natürlich sind sie trotzdem integriert… Ich gebe keine Seele verloren“) und seinen Kuschelkurs gegenüber Gruppen wie Milli Görüs („Der Staat wäre ganz schlecht beraten, wenn er nicht den Dialog mit Leuten führt, die Dialogbereitschaft an den Tag legen“) vom Stapel gelassen hatte. Außerdem wurden Wetten abgeschlossen, nach wie viel Minuten die aus dem TV für ihre Phrasen berüchtigte Kilicarslan wohl erstmals die gezinkten Karten ISLAMOPHOBIE und AUSGRENZUNG DURCH DIE MEHRHEITSGESELLSCHAFT aus dem Ärmel ziehen würde.

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Moderator Johannes Kandel (Foto l.) von der Friedrich-Ebert-Stiftung begrüßte die rund 500(!) erschienenen Zuschauer mit zwei „zugespitzten Eingangsfragen“: Wer der Meinung sei, in Deutschland gebe es ein Feindbild Islam und Muslime würden diskriminiert, möge bitte aufstehen. Dies taten zwei Drittel der Zuschauer. Die zweite Frage lautete, ob man den Islam als Bedrohung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung ansehe – daraufhin erhoben sich nur einige Dutzend.

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Als somit klar war, dass das Gutmenschentum die klare Mehrheit im Auditorium innehatte, durfte Kopftuch-Funktionärin Kilicarslan (Foto r.) die Diskussion mit einem Stoßseufzer der Erleichterung eröffnen: Sie sei mit gemischten Gefühlen hergekommen – „Aber nun, da ich gesehen habe, dass die meisten hier den Islam nicht als Bedrohung sehen, bin ich beruhigt, ich muss hier keine Angst haben!“

Wieso hatte sie Angst gehabt? Natürlich wegen des schrecklichen Mordes in Dresden, der Ausdruck und Folge einer in Deutschland grassierenden ISLAMOPHOBIE ist (da war es schon passiert!), welche wiederum verursacht wird durch „INTERNETFOREN, die Hetzkampagnen organisieren und Drohbriefe schreiben, ich selbst habe auch schon welche bekommen“.

Mit diesem Schachzug hatte Frau Kilicarslan bereits in ihrem Eingangsstatement das Motto des Abends in sein Gegenteil verkehrt: nicht um die Angst der Anderen vor dem Islam sollte es gehen, sondern um die Angst des Islam vor den Anderen. Unter dem Beifall einiger Berufsbetroffener lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück, nicht ahnend, dass dieser Abend einen anderen Verlauf nehmen sollte, als sie und ihre Freunde im Publikum sich das wohl vorgestellt hatten.

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Der zweite Diskussionsteilnehmer war der Alevit Toprak (Foto r.), kein Gutmensch, sondern ein guter Mensch, mutig und wahrheitsliebend. Die Muslime dürften nicht in die Opferrolle verfallen, sagte er an die Adresse seiner Vorrednerin gerichtet, sie selber könnten viel zum Abbau von Ängsten beitragen. Deshalb solle man nicht von „Islamophobie“ reden und diese schon gar nicht mit Antisemitismus gleichsetzen. Er als Alevit habe eigene Erfahrungen mit dem Islam, und das seien keine guten gewesen. „Islam ist Frieden“ höre sich in der Theorie zwar schön an, doch die Praxis in der islamischen Welt sei eine ganz andere.

Toprak erinnerte in diesem Zusammenhang an das islamistische Pogrom 1993 im türkischen Sivas, wo ein vieltausendköpfiger Mob unter den Augen der Polizei ein Hotel anzündete, in dem ein alevitisches Kulturfestival stattfand. 37 Menschen fanden dabei den Tod. Vor zwei Tagen habe er einen in Berlin weilenden türkischen Minister gebeten, dieses Hotel, in dem sich bis vor kurzem ein Kebab-Restaurant befand, endlich zu einem „Mahnmal für die Menschlichkeit“ zu machen. Die Antwort des Ministers lautete: „Das geht nicht, denn wir müssen die Gefühle der Mehrheit des türkischen Volkes respektieren und dürfen die Muslime nicht provozieren.“

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Heitmeyer in aller Munde

Man solle hier bitte nicht über irgendwelche fernen Länder, sondern über die Muslime in Deutschland sprechen, mahnte der Psychologe Uslucan (Folo l.) und zitierte sogleich aus der Heitmeyer-Studie zur „menschenfeindlichen Einstellung“ ISLAMOPHOBIE: 40 Prozent der Deutschen fühlten sich aufgrund der Präsenz von Muslimen fremd im eigenen Land. Infolge dieser AUSGRENZUNG und MANGELNDEN TEILHABE radikalisierten sich junge Muslime. Im nächsten Moment gab der Psychologe aber Entwarnung: nur zehn Prozent der jungen Türkischstämmigen in Deutschland definierten ihre Identität allein über den Islam (Anm. des Verf.: also nur wenige Hunderttausend).

Ein weiterer Allgemeinplatz der Islam-Schönredner, insbesondere aus SPD und Linkspartei, durfte da nicht fehlen: die Integrationsdebatte drehe sich viel zu sehr um Kulturelles und Religiöses, dabei hätten alle Probleme doch SOZIALE URSACHEN.

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Die Islamwissenschaftlerin Claudia Dantschke (Foto o.) blies ins gleiche Horn und stieg in ihrem Statement ebenfalls voll auf die Heitmeyer-Studie ein: 52 Prozent der Deutschen würden die Frage „Ist der Islam eine Religion der Intoleranz?“ mit „Ja“ beantworten. Ebenso viele fänden, dass zu viele Muslime in Deutschland lebten und dass diese zu viele Forderungen stellten. Heitmeyer habe nachgewiesen, dass solche ISLAMOPHOB eingestellten Menschen auch Behinderte, Schwule, Juden und andere Minderheiten ablehnten. Wieso? Weil in der Wirtschaftskrise gern SÜNDENBÖCKE gesucht würden. Deshalb hätten „bestimmte INTERNETFOREN“, die das Feindbild Islam pflegen, auch so viel Zulauf, was wiederum radikalen Islamisten in die Hände spiele. Die extremen Ränder schaukelten sich gegenseitig hoch.

Wer nach dieser geballten Ladung ISLAMOPHOBIE, Heitmeyer und Vulgärpsychologie schon lethargisch in seinem Sitz versank und den typischen Verlauf einer Islamverharmlosungs-Veranstaltung befürchtete, sah sich alsbald eines Besseren belehrt und zwar von völlig unerwarteter Seite.

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Coming out eines Islamkritikers

Freundlich lächelnd wandte sich der Berliner Innensenator Erhard Körting (Foto l.) an seine Sitznachbarin Kilicarslan: Von einem „Feindbild Islam“ würde er nicht sprechen, eher von einem „Angstbild“, und dafür gebe es gute Gründe, wie etwa islamistische Anschläge und Hass-Videos. Statistiken wie die von Heitmeyer seien im Übrigen mit Vorsicht zu genießen, da immer auch abhängig von der Art der Fragestellung. „Ich mache mir meine eigenen Statistiken!“

Hier erntete er die ersten Lacher, während in Frau Kilicarslans Gesicht das Lächeln gefror. Das tat Körtings fröhlichem Bekennermut jedoch keinen Abbruch: Wenn er als bekennender evangelischer Christ gefragt würde, ob der Islam eine Religion der Intoleranz sei, „dann würde ich auch sagen: Ja.“ Denn eine Religion, die alle anderen als „Ungläubige“ oder sogar als minderwertig abqualifiziere, die sei nun einmal intolerant.

Frau Kilicarslan schüttelte wild mit dem Kopftuch und kritzelte in ihre Notizen. Beim Islam, setzte Körting noch einen drauf, sei es sogar so: „Je länger man darüber nachdenkt, desto mehr muss man sagen: Ja, das ist eine Religion der Intoleranz.“ Jede übersteigerte Religion sei eine Bedrohung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Fazit: Die Muslime müssten endlich Toleranz lernen!

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Der nächste Diskutant war Herbert Landolin Müller (Foto l.), Islamismus-Experte vom baden-württembergischen Verfassungsschutz, der eine Lanze für Islamkritiker brach: Eigentlich hätten diese doch am wenigsten Angst vor dem Islam, da sie ihn ja offen kritisierten. „Mehr Angst haben die Wohlmeinenden, die kritische Dinge nicht ansprechen, um nicht zu provozieren.“ Diese Leute hätten viel eher ein klischeehaftes Bild von „dem Islam“.

Bumm, das hatte gesessen. Frau Kilicarslan schrieb sich die Finger wund und erhielt nun Gelegenheit zur Erwiderung: Natürlich gebe es auch Muslime mit problematischen Einstellungen, welche aber NICHTS MIT DEM ISLAM ZU TUN hätten, sondern ganz im Gegenteil auf einen Mangel an Islam zurückzuführen seien. Obwohl die Muslime schon seit 50 Jahren in Deutschland lebten, gebe es immer noch keinen Islamunterricht an den Schulen, „daher wird viel Mist unter den Muslimen verbreitet“, und nur deshalb komme es zu solch unerfreulichen Vorfällen wie dem von Herrn Toprak erwähnten Pogrom. Die Lösung: alle Muslime müssten Unterricht in islamischer Theologie erhalten, dann gebe es keinerlei Grund mehr, vor ihnen Angst zu haben.

Da kam selbst der Heitmeyer-Gläubige Uslucan nicht mehr mit: Es sei unangemessen, alle Probleme mit Hilfe eines angeblich „wahren Islam“ lösen zu wollen.

Als Antwort zog Frau Kilicarslan noch einmal die gängigen Schubladen der Islam-Verharmloser auf: Die erlebten DISKRIMINIERUNGSERFAHRUNGEN bewirkten „reaktionäre Reflexe“ bei den Muslimen und verhinderten „innerislamische Reformen“. Zur AUSGRENZUNG trage auch bei, dass Themen wie Ehrenmord und Zwangsheirat als muslimspezifische Themen diskutiert würden.

Wie solle denn das sonst diskutiert werden, hakte ein irritierter Moderator nach, etwa als Teil einer „allgemeinen Diskussion über Gewalt in der Gesellschaft“?

Ja, erwiderte die Kopftuchfrau stur, denn die Probleme hätten keine kulturell-religiösen, sondern ausschließlich SOZIALE URSACHEN.

Der barmherzige Körting sprang der Bedrängten bei, die sich im Hamsterrad ihres eigenen Worthülsenautomaten verfangen hatte: Ehrenmord und Zwangsheirat hätten in der Tat NICHTS MIT DEM ISLAM ZU TUN, denn Ehrenmorde kämen ebenso unter Rockergruppen vor, und Zwangsheirat habe es bis ins 19. Jahrhundert auch in Deutschland gegeben.

Das Allheilmittel für alle Probleme sei Bildung, denn wenn die muslimischen Jugendlichen keine Bildungsperspektive bekämen, seien sie für die Gesellschaft verloren.

Dann wiederholte er seine These aus dem unsäglichen Tagesspiegel-Interview: „Die Technik wird das Entstehen eines moderaten Islams ermöglichen.“ Dies sei sozusagen eine automatische Entwicklung, bedingt durch UMTS-Handys und INTERNETBLOGS (hier positiv gemeint!).

Verfassungsschützer Müller widersprach Körtings These, Bildung sei ein Schutzwall vor Radikalisierung. Er kenne etliche in Deutschland geborene Muslime, die die Möglichkeiten des deutschen Bildungssystems voll ausgeschöpft hätten, um sich hinterher „problematischen Strukturen“ anzuschließen. Die Frage sei doch, um welche Bildung es gehe und welche Werte vermittelt würden.

Der sympathische Toprak versuchte noch einmal dicke Bretter zu bohren. Man könne die Zustände in den islamischen Ländern nicht ausblenden, wenn man über den Islam in Deutschland rede. Denn die islamische Welt lebe in intellektueller Dunkelheit. Die Muslime in Deutschland sollten daher ihre Chancen in der freien Gesellschaft nutzen, über ihren Glauben zu reflektieren und diesen zu erneuern.

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Fragen aus dem Publikum

Die Vertreterin eines deutschen Frauenvereins merkte an, der Riss verlaufe nicht zwischen Deutschen und Muslimen, sondern innerhalb der muslimischen Bevölkerung. Viele aufgeklärte türkische Frauen verstünden nicht, warum die deutsche Gesellschaft sie nicht stärker gegen reaktionär-patriarchalische Strukturen unterstütze und auf die Geltung des Rechtsstaats für alle poche.

Ein junger Jude trat ans Mikrophon: „Ich habe Angst vor dem Islam!“ Der Islam sei nicht nur eine Religion, sondern ein ganzes Gesellschaftssystem, auch weniger fromme Muslime würden Juden hassen. Zudem sorge er sich wegen demographischer Prognosen, die in wenigen Jahrzehnten eine muslimische Bevölkerungsmehrheit in Deutschland möglich erschienen ließen.

Der Leiter des Berliner Landesschulamtes beklagte, dass muslimische Jugendliche zunehmend Nichtmuslime als „Juden“, „Schweinefleischfresser“ oder „Scheißdeutsche“ beschimpften. Lehrerinnen in der Schule würden nicht ernst genommen, an manchen Schulen könne Lessings „Nathan der Weise“ nicht mehr behandelt werden. Grundgesetz und Menschenrechte müssten aber als Grundlage unseres Zusammenlebens von allen respektiert werden.

Der Generalsekretär des von Milli Görüs dominierten „Islamrates“ Kesici warf dem deutschen Verfassungsschutz vor, falsche Angaben über seine Organisation zu verbreiten und klagte die MEHRHEITSGESELLSCHAFT wegen ihrer FEHLENDEN INTEGRATIONSBEREITSCHAFT an.

Ein Fragesteller, der sich als ganz normaler Berliner Bürger vorstellte, versuchte die Aufmerksamkeit auf das zu lenken, „was uns tagtäglich bedrückt“ und fragte, warum „die Türken seit 40 Jahren nicht Deutsch gelernt“ hätten, wieso sich Einwanderer aus allen anderen Ländern mühelos in die deutsche Gesellschaft integrierten, während „das deutsche Volk aus seinem Staatssäckel“ Unsummen für Türken und Araber aufwenden müsse. Dieses Geld solle man lieber für die Integration verfolgter Christen aus dem Irak ausgeben. Bei dem Begriff „deutsches Volk“ fing das Publikum so laut an zu murren und zu buhen, dass der Fragesteller schließlich seine Fragen abbrechen musste.

Frau Kilicarslan entgegnete, ihre Eltern hätten als Migranten der ersten Generation so hart geschuftet, dass sie keine Zeit zum Deutschlernen gehabt hätten, es sei auch nicht erwünscht gewesen.

„Wir brauchen noch 10-20 Jahre, bis die ehemaligen Migranten hier anerkannt sind“, sagte sie und beklagte die FEHLENDE INTEGRATIONSBEREITSCHAFT DER GESELLSCHAFT.“

Aber auch hier regten sich auf einmal Unmutsbekundungen im Publikum. „Bei euch sind immer die Anderen schuld!“, rief ein Mann, der sich später als Berufsschullehrer vorstellte und die Opferrollenfixierung seiner muslimischen Schüler beklagte.

Nun redete sich Frau Kilicarslan endgültig um Kopf und Kragen: Die Probleme in den islamischen Ländern seien auf deren frühere Kolonialisierung zurückzuführen. „Und was ist mit dem Osmanischen Reich?“ rief jemand dazwischen, doch darauf blieb sie die Antwort schuldig.

Innensenator Körting schaffte es abermals, das Publikum zu verblüffen, denn in seinem Schlusswort nahm er den Fragesteller in Schutz, der ausgebuht worden war: „Da reden wir hier über einen ehrlichen Dialog, und dann stellt jemand, mit dem ich nicht übereinstimmen muss, der vielleicht auch eine ungeschickte Wortwahl hat, eine Frage, die aber doch in ihrem Kern berechtigt ist, nämlich warum leben Menschen so viele Jahre mit uns, ohne unsere Sprache zu lernen – und er wird dafür ausgebuht. Das ist nicht in Ordnung, auch so etwas müssen wir aushalten!“

Den jungen Juden, der Angst vor dem Islam habe, könne er hingegen beruhigen. Die demographische Entwicklung sei nicht dramatisch, unter die Prognosen fielen ja nicht nur die muslimischen, sondern auch alle anderen Migranten, und das ergebe ja dann eine bunte Mischung.

Körting schloss mit einer rätselhaften Prophezeiung: „Ich bin zuversichtlich, dass alle Menschen, die in Deutschland leben, auch irgendwann unter das Glücksrad der Bundesrepublik Deutschland kommen.“ (Hoffentlich meinte er damit nicht, dass alle unter die Räder kommen!) Und was den Islam betreffe, so sei dieser in Deutschland eine Religion wie jede andere auch, kein Gesellschaftssystem.

„Herr Körting, Sie haben gerade die Unwahrheit gesagt“, ertönte es aus dem Publikum. „Der „Islamrat für Europa“ hat selbst festgestellt, dass der Islam eine Gesellschaftsordnung ist!“

Claudia Dantschke wiegelte für den Innensenator ab: „Der Islamrat ist doch nur eine von vielen Organisationen, die NICHT REPRÄSENTATIV IST FÜR DEN ISLAM.“

Für einen echten Dialog

Verfassungsschützer Müller resümierte trocken, die Mehrheitsgesellschaft könne den Muslimen deren Probleme mit der modernen Gesellschaft nicht abnehmen, letztlich müssten sie ihren Weg allein finden. Hilfreich für die Muslime sei allerdings nicht, ihnen nach dem Munde zu reden, sondern klare Grenzen aufzuzeigen.

Islamwissenschaftlerin Dantschke forderte eine offene Diskussion „auch im Kiez, nicht nur in geschlossenen Foren und unter Funktionären“. Sie wies darauf hin, dass gerade die deutschen Konvertiten zu radikalen und islamistischen Positionen neigten, woraufhin ihr aus dem Publikum zugerufen wurde, diese Erkenntnis widerspräche doch wohl der „Ausgrenzungstheorie“, nach der sich Muslime nur deshalb radikalisierten, weil sie von der MEHRHEITSGESELLSCHAFT AUSGEGRENZT würden.

Den Schlusspunkt setzte Ali Ertan Toprak mit einem leidenschaftlichen Appell, wachsam zu bleiben gegenüber Ideologien mit universellem Wahrheitsanspruch und sich für die Freiheit in unserer Demokratie einzusetzen.

Fazit: Ein dickes Lob für die exzellente Besetzung des Podiums an die Friedrich-Ebert-Stiftung und deren Moderator Johannes Kandel! Die anwesenden Mitglieder der PI-Gruppe Berlin übten sich diesmal in Demut und beschränkten sich weitgehend aufs Zuhören, „Anstiftung“ zum Beifall oder Zwischenrufen. Frau Kilincarslan hat der Sache der Islamkritiker an diesem bemerkenswerten Abend einen großen Dienst erwiesen. Hätte sie – unter tätiger Mithilfe von Uslucan und Dantschke – jedes Mal 5 Euro ins Sprechblasen-Schweinchen stecken müssen, wäre schnell der gesamte Hartz-4-Monatssatz für eine libanesische Großfamilie aufgebraucht gewesen!

Unser Dank gebührt aber vor allem Erhard Körting, trotz einiger Aussetzer. Zur neuen Leitfigur der Islamkritik taugt er wohl nicht, dazu ist er zu wankelmütig, außerdem hat er es bisher versäumt, seine Erkenntnisse in Politik umzusetzen. Aber was die Klarheit der Sprache angeht, war er an diesem Abend der Star. Auch bei der PI-Gruppe Berlin gibt es evangelische Christen, die ihren Glauben ernst nehmen, Herr Körting! Und wir sind kein Hetzforum, sondern eine Bürgerbewegung zur Förderung klarer Aussprache. Versteht man unter Dialog einen offenen und unzensierten Meinungs- und Erfahrungsaustausch, dann war dieser Abend der Anfang eines echten Dialoges. Und vielleicht sogar der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.


 Dieser Beitrag ist am 26. Februar 2010 bei PI-News erschienen